Im Jahre 1952 wurde die Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch gegründet.
Das Protokollbuch des Vereins berichtet jedoch erst ab dem Jahre 1954, da die ersten beiden Jahre als die "wilde Fastnacht" (nicht organisierte Fastnacht) in Malsch gefeiert wurde.
Der erste Elferrat - 1954 - wurde in einer Büttenrede vorgestellt, welche Sie hier nachlesen können ...
Über die ersten Jahre der KaGe wird im Protokollbuch des Vereins sehr genau berichtet. Zum 60-jährigen Vereinsjubiläum hat Horst Hill - als Till - diese Aufschriebe zusammengetragen und sind hier nochmals wiedergegeben:
Als Till steh ich an dieser Stelle
und blick zurück wie 's einstens war.
In diesem Buch fand ich die Quelle
wo alles aufgeschrieben war.
Jedoch zum Reimeschmieden fehlt mir das Geschick,
drum kehre ich zur Prosa gleich zurück.
Der Grundstein der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot wurde am 9. Januar 1954 im Gasthaus zum Adler gelegt.
Diesem denkwürdigen Akt ging eine allgemeine Vorständesitzung voraus. Hierbei einigte man sich auf ein Prinzenpaar mit einern Narrenrat aus zunächst 10 Personen.
Ich kann vermelden, dass am 7. Februar 1954 im Saal zur Rose die erste Prunksitzung abgehalten wurde.
Diesen denkwürdigen Abend verschönten an ihrer Spitze das Tolitätenpaar Eugenie Stumpf und Stefan Rösch
Der voll besetzte Rosensaal war das beste Zeichen dafür, wie gut der Abend bei dem jungen Malscher Narrenvolk ankam. Das Protokollbuch nennt folgende Räte
Edwin Hipp
Michael Hemberger
Bernhard Beichel
Reinhold Schäffner
Heinrich Oestringer
Josef Oestringer
Theo Stein
Johann Schritz
Alfred Sirnnik
Josef Zonta
Für den Start in die Karnevalszeit unseres Ortes ist der 28. Februar 1954 von ganz besonderer Bedeutung. Ab diesem Tag stand die ganze Gemeinde und mit ihr die ganze Umgebung im Zeichen des "Zirkus Larifari"
Der erste Faschingsumzug war so gelungen, dass jene, die ihn erlebt hatten, noch nach Jahrzehnten davon schwärmten.
Die zweite Kampagne 1954/55 brachte Neuerungen im Elferrat. Ihm gehörten jetzt neu an:
Ludwig Böhnlein
Herbert Emmereich
Ludwig Erhard
Fritz Harbrecht
Rudi Link
Fritz Schell
Ludwig Weidner
Das regierende Prinzenpaar waren Maria Kilian und Michael Hemberger
Für die zweite Kampagne hatte sich eine Prinzengarde gebildet, die sich aus folgenden Damen zusammensetzte:
Lydia Bös
Gertrud Laier
Rösel Förderer
Waltraud Müller
Frieda Funkert
Rosemarie Weidner
Am 13.11.1954 wurde Stefan Rösch in Anerkennung seiner Verdienste um den Verein zum Präsidenten der Karnevalsgesellschaft auf Lebenszeit ernannt.
Bei den beiden Prunksitzungen am 22. und 23. Januar 1955 erwiesen sich als hervorragende Büttenredner
Bernhard Beichel
Herbert Emmerich
Alois Krippl
Willi Maier
Heinrich Östringer
Johann Schritz
Schon für den zweiten Faschingsumzug wurden zur Finanzierung Abzeichen an die Zuschauer verkauft. Über ihr Aussehen schweigt das Protokoll. Im Zeitungsartikel des Wieslocher Tageblatts hieß es vom Umzugsende: "Den Abschluss des Zuges bildete der .Knobbel-Hannes' als Rossbollensammler mit Ziehwägelchen und Inhalt." So war am Sonntag nach dem Umzug die Straße wieder sauber.
Neu in der Kamevalszeit 1955/56 war die Wahl des Prinzenpaares im Gründungslokal "zur Brauerei". Lydia Bühn und Edwin Hipp waren die Auserkorenen. Neu in den Elferrat kam Fritz Hartlieb für Fritz Harbrecht. Auch in der Prinzengarde gab es einen Wechsel: Helga Schiveda war die Neue. Erstmals traten in den Prunksitzungen ein Zeremonienmeister und ein Mundschenk auf: Erwin Beigel und Ludwig Renninger
Der Faschingsumzug stand im 3. Jahr unter dem Motto:"Der große Narrenmarkt". Zur Umzugsfinanzierung wurden erstmals Luftballone verkauft. Es muss ein überaus kalter Wintertag gewesen sein wie aus dem damaligen Zeitungsbericht zu entnehmen ist: "... und die Musikkapelle Concordia, die trotz der Kälte nicht kapitulierte, zog
durch die Straßen des Dorfes".
Für Rosemarie Weidner kam in der Kampagne 1956/57 Christel Bursa neu in die Prinzengarde. Auch im Elferrat gab es einen Wechsel. Richard Keller kam für Ludwig Erhard in das Ratsgremium. Zeremonienmeister war jetzt Reinhold Gaier.
Ali von Wachsanien und Romi von Libellanien standen am 9. und 10. Februar als Prinzenpaar den Prunksitzungen
vor. "Narrenstart zum Mond" war das Motto, unter dem der Faschingsumzug 1957 stand. Mit dem Verkauf von kleinen Trompeten wurden damals die Umzugskosten gedeckt. In die Prinzengarde wechselte in diesem Jahr für Lydia Bös Hildegard Bender und für Rösel Förderer Martina Förderer.
Der Elferrat bekam in dieser Kampagne neue rote Jacken. Die Anschaffung besorgte Schneidermeister Erwin Beigel.
Auch die Prinzengarde wurde in diesem Jahr neu eingekleidet. Im 5. Jahr des Bestehens residierten die Tollitäten Lydia 11. und Bernhard die Narrenschar bei den Prunksitzungen.
Erstmals besuchte ein Prinzenpaar die Prunksitzung einer anderen Karnevalsgesellschaft. Anlässlich des 50 jährigen Bestehens der KG Kirchheim beehrte das Prinzenpaar deren Prunksitzung und erwiderte den Besuch deren Präsidenten in Malsch.
Im Faschingsjahr 1958/59 rückte Reinhold Gaier in den Elferrat auf. Seinen frei gewordenen Posten als Zeremonienmeister übernahm Konrad Keller. In der Kampagne 1959/60, es war das 6. Jahr des Bestehens der KaGe Blau-Rot, wurden zu närrischen Hoheiten gekürt: Gertrud Laier und Heinrich Östringer
Prinz Heinrich versprach, so der Chronist jenes Jahres, in seiner humorgewürzten Regierungserklärung den Malscher Närrinnen und Narren für seine Regierungszeit den Himmel auf Erden. Prinzessin Gertrud präsentierte sich als charmante, vielversprechende Regentin. Wie bei den Sitzungen in den vorangegangenen Jahren unterhielt das
Ruländer-Trio nach den offiziellen Wahlen und Amtshandlungen die frohe Narrengesellschaft.
An dieser Stelle werden die Aufzeichnungen im Protokollbuch spärlich.
Es ist bedauerlich, dass der Protokoller über die Regierungszeit von Erika Peter und Johann Schritz, dem späteren Präsidenten nichts in diesem Buch festgehalten hat. Inzwischen war Alois Spieler in das Amt des KaGe-Präsidenten
aufgerückt.
Die letzten Zeitungsartikel berichten vom 8. Prinzenpaar Doris Weidner und Ludwig Weidner. Sie regierten in der Kampagne 1960/61 die Narrenschar. Von der Prunksitzung in diesem Jahr ist zu berichten, dass Willi Maier, als bekanntes Malscher Original eine Winzer Büttenrede hielt, in der er die Sorgen und Enttäuschungen eines Kleinwinzers schilderte. Die Ruländers wurden vom Zeitungs-Chronisten wieder lobend erwähnt.
Eine vollkommene Neuerung und Bereicherung der Prunksitzung war das Auftreten der Letzenbergstare. Sie hatten unter der Leitung des unvergessenen Herben Emmerich 1961 ihren ersten Auftritt. Besonders erwähnenswert ist für dieses Jahr, dass die Wagengruppen beim Umzug für ihre Darstellung prämiert wurden. Die Mondrakete der Kolplingsfamilie wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
Ich hab, wie Ihr hier sehen könnt den Spiegel mitgebracht.
mit seiner Hilf gelingt es mir
In jüngre Zeit zu blicken, mit Bedacht.
so frag ich: Spieglein Spieglein in der Hand
was kannst du berichten weiter vom Narrenland?
Man schrieb das Jahr 1965. Ihre Lieblichkeit Prinzessin Marliese und seine Hoheit Prinz Richard 11. regierten das Narrenvolk, da betrat erstmals das Männerballett bei der Prunksitzung die Bretter, die die Welt bedeuten. Die Weiblichkeit war überaus begeistert von den tanzenden Mannsbildern.
In der Kampagne 1970/71 war etwas ganz Außergewöhnliches eingetreten. Erstmals war es nicht möglich einen Prinz auf den Narrenthron zu erheben. Alle Bemühungen des Elferrates und des Präsidenten waren vergeblich. So regierte Prinzessin Irene aus dem Hause Stroh mit sanfter und verständiger Hand ihre närrischen Untertanen ganz alleine. Das gelang ihr vorzüglich.
Auch in den darauffolgenden drei Jahren war es nicht möglich einen Prinzen in das hohe Amt des Regenten zu erheben. Dafür trat 1974 erstmals ein Mädchenballett zur Freude aller Besucher der Prunksitzung auf.
Bis hierher geht mein Blick zurück.
Jetzt sag ich kurz und knapp
der Till geht ab!