Mälscher Narren boten eine tolle Show vor vollem Haus

Als Sitzungspräsident Dieter Renninger kurz vor Mitternacht als „frustrierte Ehefrau“ die Bütt betrat, hatte die Narrenschar in der Letzenberghalle bereits einige ausgelassene Stunden hinter sich.

 

Bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch in der ausverkauften „Guten Stube“ war das Programm mal wieder ein Selbstläufer. Wirbelnde Garden mit tollen Tanzdarbietungen, Lokalkolorit und Kalauer, gemischt mit Hintergründigem

aus dem Rednerfass, ein mutiges Männerballett und die begeisternden Auftritte der Letzenbergstare ließen die Halle in ihren Grundfesten erbeben.

 

Erstmals mit dabei war die neue Bürgermeisterin Sibylle Würfel, die mit Ehemann Bodo und ihrem Vorgänger Werner

Knopf in der ersten Reihe Platz genommen hatte. Bei der obligatorischen Schlüsselübergabe gab sie „erst kurz im Amt und schon Urlaub“ zum Besten. Im Verlauf des Abends ertrug sie mit viel Humor so manche Anspielung auf ihren Namen. „Die Würfel sind gefallen“, war zu hören und von Ulrike Ehrenberger, einem Mälscher Ass in der Bütt, erhielt sie später gar ein Päckchen Zuckerwürfel.

 

In der Regierungserklärung des Prinzenpaars Alexandra I. und Simon I. prägten Wunschträume den Forderungskatalog. Ein Sessellift zum Bahnhof und statt des Baugebiets „Sauermichel“ die Umwidmung in ein Skigebiet waren nur ein kleiner Auszug aus den vorgetragenen Postulaten. Kritisch wurde angemerkt, dass einige

Rathausangestellte durch geschickte Urlaubsplanung den Sturm auf die Verwaltungshochburg in diesem Jahr verhindern wollen. „Das geht mal gar nicht“, so das gekrönte Duo.

 

Mit einem Ständchen, unterstützt von einigen Gardemädchen, huldigten die Letzenbergstare dem Prinzenpaar, holten sich gleich die erste Rakete ab und nahmen die Glückwünsche für ihr 55-jähriges Bestehen entgegen. „Manche von euch sehen aus, als seien sie von Anfang an mit dabei“, warf Sitzungschef Renninger ein.

 

Mit dem gerade erst 14 Jahre alt gewordenen Fabian Koch stand dann ein Nachwuchsnarr im Blickpunkt, der sich

unter anderem mit den Unzulänglichkeiten seiner Mitschülerinnen beschäftigte. „Ich kenn da eine: Mit dem, was die net gewisst hot, hätte noch drei annere sitze bleibe könne“, ließ er kein gutes Haar an der Klassenkameradin. Seine eigene Cleverness auf der Schulbank untermauerte er mit der Antwort auf die Frage nach den sogenannten „Big Five“ in der afrikanischen Tierwelt: „Vier Elefanten und eine Giraffe.“ Außerdem berichtete er von einer TV-Schaltung auf den Mälscher Sportplatz, live in die Kanäle eingespeist, und ließ dabei kein gutes Haar am überforderten Telefonnetz. Da müsse „was getan“ werden, meinte er süffisant mit Blick in Richtung der Bürgermeisterin.

 

Es folgte der schwungvolle Auftritt der Prinzengarde, traditionell in den Vereinsfarben blau und rot gekleidet. Auf den Ohrwurm von Helene Fischer wirbelten sie, trainiert von Nina Liebenstein, über die Bühne, kamen um eine Zugabe nicht herum und heimsten ebenfalls eine lautstarke Rakete ein. Auch hier gibt es ein Jubiläum, blickt doch die Garde auf ihr 60-jähriges Bestehen zurück.

 

Von seinen leidvollen Erfahrungen als Eunuch berichtete Klaus Adler. Durch einen folgenschweren Unfall zum unfreiwilligen Haremswächter mutiert, später mittels einer Operation wieder in die normale Männerrolle zurückgekehrt, berichtete er als Hadschi Halef Schlapp über seine Erfahrungen mit Sultanine und Suleika.

 

Ganz cool der Auftritt des Mädchenballetts als flotte Jungs. Nicht wegzudenken bei einer Prunksitzung ist Matthias Melich. Bei ihm standen die Fußball-WM in Brasilien und der Titelgewinn von Jogis Jungs im Mittelpunkt. Unterstützt von Tochter Christiane, die virtuos mit dem Ball jonglierte, verband er Ereignisse des letzten Jahres immer wieder gekonnt mit dem Spruch „Aber Hauptsache, wir haben gegen Brasilien gewonnen“. Er ließ dabei weder den Lokführerstreik noch die Flüchtlingsproblematik außen vor, beschäftigte sich mit Putin und der Ukraine-Krise und meinte: „Leider geht es auch in diesem Jahr so weiter.“

 

Nach der Pause, zuvor hatte der Musikverein noch für Hochstimmung gesorgt, standen zunächst nochmals die Letzenbergstare im Blickpunkt. Schnatternd und frierend, dick eingemummelt, wünschten sie sich den Sommer herbei und nutzten gängige Hits, die liebevoll umgedichtet wurden, um dann später auch im entsprechenden Outfit auf der

Bühne zu agieren. In Badehosen und in einem Fall mit einem Rettungsring versehen, der geschickt die gleichnamige Problemzone im Hüftbereich verdeckte, zauberten die Stare ein tolles Potpourri aus ihren stimmgewaltigen Kehlen, erneut ein Augen- und Ohrenschmaus.

 

Ulrike Ehrenberger nahm sich des Themas „Werbung“ an, animierte das Publikum, in die Reklamesprüche lauthals mit einzustimmen, und auch Anneliese Beigel brillierte als schrullige, ältere Dame. „Hätt ich das gewusst, dass hier bei uns eine Frau Bürgermeisterin werden kann – ich hätte doch glatt kandidiert.“

 

Nach dem Männerballett, das sich liebreizend als Balletttänzerinnen in „Schwanensee“ präsentierte und dem Auftritt des Showballetts blieb es Dieter Renninger vorbehalten, zu später Stunde über die Erfahrungen einer langjährigen Ehe zu berichten. Eher Tiefen als Höhen wurden dabei angesprochen, beim Mittagessen habe man sich längst auf „Trennkost“ verständigt, kommuniziert werde nur noch über Zettel und auch Sex im Alter war ein Thema.

 

Abgerundet wurde der närrische Abend von Fastnachtsschlagern und einem rauschenden Finale.

 

(aus der RNZ entnommen)

 

 

Weiter zur umfangreichen Bildergalerie ...