„Mensch, der Dieter hätte doch noch ein Jahr dranhängen können. Dann wäre er auf die Schnapszahl ’33’ gekommen“, war aus dem närrischen Publikum zu hören. Bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch in der Letzenberghalle stand eine Wachablösung an: Dieter Renninger, Urgestein der Mälscher Fastnacht, gab das Zepter des Sitzungspräsidenten nach 32 Jahren weiter an Alexander Erhard.
„Jetzt sollen mal andere ran“, so Renninger, der es sich allerdings nicht nehmen ließ, nochmals in die Bütt zu steigen, um die zurückliegenden Jahre Revue passieren zu lassen – mit Blick auf sein langes Wirken humpelte er mit Krückstock und liebenswerter Unterstützung zweier Gardedamen daher. Eine besondere Ehre wurde dem „ewigen“ Präsidenten zuteil: Sein Konterfei ziert den diesjährigen Faschingsorden.
Schon seit Längerem war „Ausverkauft“ vermeldet worden, rund 600 Besucher erlebten auf der Bühne ein Feuerwerk der Unterhaltung, Büttenreden, Tänze der unterschiedlichen Garden und – natürlich – das gesangliche und optische
Spektakel der „Letzenbergstare“. Der Rathausschlüssel wurde an Bürgermeisterin Sybille Würfel übergeben, die ob ihres Namens so manchen Kalauer ertragen musste. Dies meisterte sie souverän und hatte viel Spaß.
Musikalisch wurde der Abend von Manfred Emmerich eröffnet, ehe das Prinzenpaar Carina I. und Gabriel I. die Regierungserklärung vortrug. Das Duo präsentierte einen umfangreichen Forderungskatalog für die dieses Jahr ja kurze Faschingszeit. Viel Lokalkolorit wurde dabei verarbeitet, der Gemeinderat dazu verpflichtet, während des Umzugs für flüssigen Nachschub zu sorgen, und Sybille Würfel dürfte bis Rosenmontag noch so manche Gesangsstunde einzuplanen haben. Sie wird sich die Ehre geben, vom Rathaus-Balkon den Mälscher Fastnachtsschlager zu intonieren.
Eine Augenweide waren die Auftritte der Garden. Die Prinzengarde machte den Anfang und das Mädchenballett begeisterte mit ihrem Auftritt als Cow-Girls. Flott und fetzig wirbelten sie über die Bühne, mussten Zugaben geben und wurden mit „Beifallsraketen“ belohnt. Das junge Bütten-Ass Fabian Koch ließ sich über die Sinnhaftigkeit eines von den Eltern „verordneten“ Tanzkurses aus. Der Jungspund war zum vierten Mal dabei, seine Premiere feierte er mit zwölf Jahren. Er gab Tipps, wie man gefahrlos verschiedene Tänze meistern und überdies der holden Weiblichkeit gefallen kann.
Ehe die Guggenmusiker „Bäramadd’l“ aus Kronau die Halle lautstark zum Kochen brachten, hatte Dr. Matthias Melich seinen gewohnt bissigen Auftritt. Politisch, gewürzt mit einem Hauch Sarkasmus, präsentierte er aktuelle Themen und stellte Ereignisse der zurückliegenden zwölf Monate auf den närrischen Prüfstand. „Wir schaffen das“ durfte ebenso wenig fehlen wie der VW-Abgasskandal oder die Wirren um das fußballerische Sommermärchen 2006.
Nachdem das Publikum sich in der Pause an der Bar gestärkt hatte, übernahmen die Letzenbergstare. „Besuch im Zoo“ bot ein unbändiges tierisches Vergnügen. In unterschiedlichen Kostümen, vom
Faultier bis zum Affen, präsentierten sich die Männerrunde um Gerold Emmerich
in bester Feierlaune. Gesang und vor allem Choreografie brachten den Saal in Hochstimmung. Köstlich dabei der „Dickhäuter“: Der graue Elefant wirbelte ausgelassen über die Bühne. 45 Minuten Unterhaltung vom Feinsten, die Gäste wurden mit eingebunden und forderten stürmisch Zugaben. In den Weltraum entführte das Jugendballett das närrische Völkchen mit passenden Kostümen, das Männerballett brillierte als „Stubenmädchen“ im kleinen Schwarzen und schrillen, roten Perücken und später wirbelte die Showtruppe der Garde mit ihrer „Las Vegas“-Show gekonnt über die Bretter.
Der neue Sitzungspräsident Alexander Erhard hatte stets passende Worte und kleine Geschichten parat, um die Programmpunkte miteinander zu verknüpfen. Den doch eher lauen Winter nahm Ulrike Ehrenberger aufs Korn. Sie berichtet davon, wie sie mit ihrem Mann dem Schnee entgegenreiste. Allerdings wurde die anfängliche Euphorie über das ach so romantische Weiß von Schneestürmen, Stromausfall, Kampf mit der Schippe und erbarmungsloser Kälte empfindlich gestört. Das alles brachte sie von vielen Lachern begleitet rüber.
Von seinen eher überschaubaren Erfolgen in Sachen Brautschau berichtete dann Klaus Adler. Sein Frust war allenthalben spürbar. Als die Uhr schon weit über die mitternächtliche Stunde gewandert war, sorgte Michael Gruschwitz nochmals für prächtige Stimmung. Als „dorschtiger Michel“ gab er Einblicke, was einem mit einem vollen Kopf alles passieren kann. Ein blaues Auge von der Ehefrau, feuchtfröhliche Ausflüge mit seinen Kumpanen: Er machte seinem Namen alle Ehre.
Nachdem die Letzenbergstare die Gäste musikalisch verabschiedet hatten, durften die Mälscher mal wieder stolz sein. Nur Eigengewächse auf der Bühne, eine tolle Organisation, beste, familiäre Stimmung und eine Menge Spaß. Als Unterhaltungsmusiker überzeugte die Smile-Band. Helau!
(aus der RNZ entnommen)
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