Das Mälscher Narrenvolk feierte übermütig                                                                                            - Das bunte Programm der Prunksitzung hat die Zuschauer restlos begeistert

„Lauter Asse, keine Nieten“ hatte Dieter Renninger angekündigt, als er die Gäste zur Mälscher Prunksitzung begrüßte. Und die Tänzer, Büttenredner, Sänger und Musiker, die das umwerfende Programm mit Leben füllten, machten das Versprechen des Sitzungspräsidenten wahr. Keiner wurde ohne Zugabe von der Bühne gelassen. Renningers

launige Moderation hielt die Riesenstimmung in der voll besetzten Letzenberghalle am Brodeln, bis der nächste Programmpunkt weitere Begeisterungsstürme auslöste.


Das Spektakel wurde von der „Smile-Band“ umrahmt, die zwischendurch bei Schunkelrunden und im Anschluss an das Programm, weit nach Mitternacht, zum Tanz aufspielte.


Ein Jubiläum konnte Bürgermeister Werner Knopf feiern: Er stieg bei der traditionellen Übergabe des Rathaus-Schlüssels zum 25. Mal in die Bütt. Dass sein Amt in ihm ein Wechselbad der Gefühle auslöst, wurde in seinen Reimen deutlich, die rituell auf „armer“ oder „glücklicher Tropf“ endeten, woraufhin die Zuschauer „unser Bürgermeister Werner Knopf“ erwiderten. Knopf freute sich, dass die „närrische Zeit“ begonnen hat. Angesichts der leeren Gemeindekassen hatte er die Lösung parat: „Disneyland auf dem Dorfplatz.“ Und die Gemeinderatssitzung werde man künftig an den Stammtisch verlegen, da könne man „gleich die Fachleute“ fragen. Er begrüßte den Landtagsabgeordneten und Bürgermeister-Kollegen Karl Klein, bekannte aber offen, dass er ihn nicht beneidet. All der Stress um Stuttgart 21 oder die EnBW-Übernahme: Da fühlte Knopf sich daheim in Malsch besser.


Herrliche Ideen, wie man Malsch in ein tropisches Paradies verwandeln kann, präsentierte das Prinzenpaar in seiner umjubelten „Regierungserklärung“, in der allerlei ausgelassene Feste versprochen wurden. Helmut I. und Lisa II. verfügten, dass Werner Knopf sie jetzt überallhin chauffieren müsse. Das Prinzenpaar lud zum großen Karnevalsumzug ein und wünschte allen „viel Schwung und Spaß“.


„Es gibt nichts Scheeneres, als Prinzessin zu sein“, schwärmte die Hoheit vom vorigen Jahr, Melanie Becker. Ein Traum habe sich mit ihrer schönen Kampagne erfüllt. Sie erzählte einige Anekdoten von ihrem unermüdlichen Prinzen Bernd Keiler und den feste feiernden Elferräten. Die Lacher auf seiner Seite hatte Richard Brucker mit seinem „Enkel Hannes“. Die Handpuppe erwies sich als echter Lausbub. Für Verliebte, die streng erzogen wurden, enthüllte Brucker einen Bibelcode: „Psalm 90“ beim Schmusen heißt: „Du bist auf dem richtigen Weg.“


Ein Höhepunkt war der Auftritt von Matthias Melich als „Prof. Dr. Notorius Nörgel, Leiter des Mälscher Instituts für Politikwissenschaften“. Die Zuschauer schalteten noch einen Gang höher und bewiesen, dass sie beim weltweiten Tagesgeschehen voll auf dem Laufenden sind. Damit ernteten sie von Matthias Melich ein respektvolles „Sehr gut“. Er nahm die Grünen unter Beschuss und zog Merkel und Westerwelle durch den Kakao. Das Publikum begriff das Prinzip der Hilfe für Irland, Spanien oder Griechenland gleich: „Kein Problem, wir zahlen das schon.“ Melich erinnerte auch an die Fußball-WM: Das Spiel gegen England war „die Rache für ...“ und das Publikum ergänzte „... das Wembley-Tor“. Inmitten eines urkomischen Werbeslogan-Ratespiels hatte Matthias Melich einen Gag auf Renningers Kosten auf Lager, was den Sitzungspräsidenten empörte: „Des hasch aber bei der Probe net g’sunge!“


Nicht fehlen durfte natürlich der Auftritt der „Letzenbergstare“, die erst in todschicken weißen Fracks und später in drolligen Kostümen auftraten. Sie sangen zu beliebten Melodien heitere und freche Texte, die für Begeisterung im Publikum sorgten. Manfred Emmerich trug den traditionellen Fastnachtsschlager vor und die Gäste sangen selbstverständlich mit.


Souverän und mit großer Gosche begeisterte der junge Simon Rusnyak, der zum ersten Mal bei der Prunksitzung in der Bütt war, neben Klaus Adler, der seinen Opa spielte. Sie nahmen das Ortsgeschehen unter die Lupe und so erfuhr das Publikum, wieso auf dem Umzugswagen der Elferräte ein Laufstallgitter befestigt werden soll. Simon wusste auch gleich, wer der wichtigste Präsident auf der Welt ist. Dank Adlers Tipp „Er ist ein Schwarzer“ kam er sofort drauf: „Dann ist’s der Dieter Renninger!“


Den Schönheitswahn nahm Ulrike Ehrenberger in der Bütt aufs Korn und schmachtete Prinz Helmut I. an. Sie berichtete von der grotesken Generalüberholung, die ein Schönheits-Doktor ihr vorgeschlagen hatte. So was lehne sie ab, sagte sie und machte Mut: „Alle, wo scheener sind wie mir, sind geschminkt.“


Als chinesischer Kulturattaché trat Dieter Renninger selbst in die Bütt und verglich „die Tladition“ Chinas mit der des kleinen Malsch. Zudem brachte er konfuzianische Weisheiten unters Narrenvolk. Plötzlich riss er sich den Fu-Manchu-Bart ab, der ihn die ganze Zeit schon gestört hatte. Die Zuschauer jubelten ihm mit „Ni hao“ (chinesisch für Helau) zu.


Mit Schwung und ansteckender Freude präsentierten die Garden ihre Tänze. Die Prinzengarde bildete den grandiosen Auftakt, das Mädchenballett zeigte einen „Sirtaki“ und das Jugendballett entführte zu Shakiras „Waka Waka“ nach Afrika. Sie überzeugten durch tolle Choreografien und akrobatische Einlagen. Nicht minder kunstvoll waren die tänzerischen Scheinkämpfe des Männerballetts. Als „Amazonen“ trugen die Herren reizende Gladiatorenrüstungen und das Publikum tobte vor Lachen.


Zum Finale kamen alle Mitwirkenden noch einmal auf die Bühne und wurden mit tosendem Beifall belohnt. Die Guggemusiker „Bärämadd’l“ aus Kronau schmetterten abschließend fetzige Lieder.


(aus der RNZ entnommen)


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