Die Mälscher bewiesen mit ihrem Faschingsumzug der Superlative wieder, dass sie immer in richtig großen Dimensionen denken.
Die Sonne lachte gestern über einem turbulenten, vor köstlichen Einfällen strotzenden Spektakel. Kein Wunder, dass der Mälscher Faschingsumzug wieder Zehntausende Besucher anlockte, die sich in dichten, farbenfrohen Trauben am Straßenrand drängten. Mit fetzigen Klängen hielten der Musikzug KG Nußloch, der Musikverein Rettigheim, die „Dambacher Galgeveggel“ aus Tairnbach, die „Altlossema Rhoigeischda“ aus Altlußheim, die Trachtenkapelle Malschenberg und der Musikverein Konkordia Malsch die Stimmung am Siedepunkt.
Vorneweg fuhren die Kurpfälzer Weinhoheiten, Königin –Tina I. und Prinzessin Sofia, in einem schmucken Oldtimer-Cabriolet – gesteuert von Kurt Laier, neben ihm Altfastnachter Richard Brucker. Ihnen folgten die freundlichen „Gajemänndl aus Nußloch“. Gruselige Masken und aparte Schwingen trugen unter dem Motto „Hexen, Teufel, Engel“ die „Hexäbuggl“, dicht gefolgt von den „Weiwern uff Axe“, die zeigten, wie „Roda Hexen“ aussehen. Als „Spongebob Schwammkopf“, Held vieler Kinder, waren die Vogelfreunde dabei. Rocker Udo Lindenberg huldigten die „Rumpsteaks“ mit dem „Sonderzug nach Malsch“, einer großen Lok, umringt von Tänzern mit Anzug und charakteristischem Hut.
Als drollige „Brettwaldzwerge“ schlenderten die „Mälscher Buwe“ einher, ehe die Gruppe „No Name“ ihren Auftritt hatte, die sich als auf den ersten Blick wilde Tiger verkleidet hatten. Sie blieben aber lammfromm und zeigten eine tolle Choreografie. An Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“ erinnerten die „Mewieschene“ mit mittelalterlicher Rüstung und kleine Burg auf dem Wagen. Bloß hatten sie „Bixeworschd“ dabei, um das Hufgeklapper nachzuahmen. Die Pfarrjugend war als „Elferat“ unterwegs, als Feen aus dem Brettwald mit wilder Mähne und putzigen Flügeln.
Mit ihren Donnerklängen waren sie schon von weitem zu hören: Die Kraftsportler vom KSV Malsch beeindruckten als „Blue Man Group“ mit einem riesigen Wagen und einer großen Schar von Trommlern die auf Schlagzeugen, Metallfässern, afrikanischen Trommeln und vielen anderen Dingen einen Heidenlärm machten. Besonders gefiel den Zuhörern, dass sie, während sie sich ihren Weg durch die Hauptstrasse bahnten, nie aus dem Takt gerieten. Den „Clowns Junioren“ die, lustig verkleidet, sogar Einrad fuhren, folgten die „Kleinen Feiglinge“ mit ihrer Hommage an den beliebten Drachen „Tabaluga“. Und plötzlich hopsten die „Elwätritsche“ einher und sorgten in märchenhaften Kleidern auf Gymnastikbällen für Heiterkeit, sie waren „Prinzessinne uff de Ärbse“.
Und schon wieder ein kolossaler Umzugswagen: Die „Hodenkobolde“ hatten den Letzenberg nachgebildet, inklusive kleiner Kapelle. Inmitten der Weinberge war eine gewaltige „fliegende Untertasse“ bruchgelandet, aus der eine große Schar kleiner grüner Männchen und silberhaariger Alien-Frauen gestiegen war und jetzt um den Wagen herumtanzte. „Don’t drink and fly“ (Nicht betrunken fliegen) erscholl die Warnung. Und so ging es weiter, mit den „Schluckspechten“ der „Scheißhaffebar“, die sich, bunt gefiedert, um die Weinfässer auf ihrem Wagen drängten. Einen schwungvollen Tanz führten die „Klabuschdabärlin“ vor. Sie ließen die Petticoats fliegen und holten so „den Rock’n Roll zurück nach Malsch“. Coole Kerle mit Koteletten und Lederjacke gesellten sich hinzu und auf dem Wagen waren eine enorme Music-Box und zwei Milchshakes.
Leckerbissen folgten auch dicht dahinter: die „Mälscher Feger“ hatten sich unter dem Motto „Eiszeit“ als bunte Eisbecher verkleidet – Heidelbeere, Zitrone und Erdbeere, zum Anbeißen sahen sie aus. Ein bekannter Werbespot war die Inspiration der „Grauen Zone“: Sie hatten einen großen, aufblasbaren Damenschuh („Pumps“) gebastelt und tanzten als Postboten, mit Flip-Flops an den Händen, im großen Schuhkarton unter dem Motto „Zalandofieber“. Als niedliche Raupen zogen die „Tornschlebblin“ einher, ehe wieder ein fast haushoher Umzugswagen für Verblüffung sorgte: Die „Brosome“ und der Letzenberg-Tierpark hatten sich Holland mitsamt „Frau Antje“, Tulpen, Käse und Königin Beatrix gewidmet. Natürlich darf da die Windmühle nicht fehlen und die war fast originalgroß, sogar die Flügel drehten sich.
Einer großen Koboldschar, das „Dream Team“ des TSV hatte „Meister Eder und sein Pumuckel“ als Motto, folgten bunte gefiederte Gestalten: die „Golden Girls“ schlugen mit „Pfauenpower“ prächtige Räder. Das „Männer Ballett“ hatte als „Verrückte Hühner“ den eigenen, geräumigen Stall dabei. Mit urtümlichen Teufelsmasken, deren goldene Hörner im sonnenlicht glitzerten, verbreiteten „Willi Poser“ Angst und Schrecken – die aber ihr fröhlicher Tanz schnell wieder nahm. Quietschebunte Planschbecken hatten sich „Die Vielharmonischen“ umgeschnallt. Sie bejubelten das renovierte Lehrschwimmbekcen und machten mit „Malsch liebt Baden – jedem sein eigenes SchwiMmmbad“ auch auf den Förderverein des Bads aufmerksam.
Und weil man in Malsch eben nur in großen Dimensionen denkt, folgt ein weiterer riesenhafter Wagen: Ein Zirkuszelt, aus dem ein überlebensgroßer Giraffenkopf hervorschaute. Die „Hawaii Bar“ hatte den „Afro-Zirkus Zebra-Style“ nach dem Vorbild der beliebten Trickfilmreihe „Madagascar“ gebastelt. Die große Gruppe tanzte dazu mit bunten Afro-Perücen mit Baströckchen sowie außerdem mit lustigen Zebra-Kostümen.
Ihr Prinzenpaar ließen die „Schickeria“ und die Flugsportgemeinschaft Letzenberg auf ganz besondere Weise hochleben. Die „Schickeria“ sagte „H(a)i“ zu Prinz Andreas I., verkleidet als fröhliche Raubfische. Die Flugsportler versprachen, ihrer Lisa III „die Sterne vom Himmel“ zu holen. Nicht nur hatten sie ein großes Modell der Letzenbergkapelle konstruiert, sie spielten auch mit einem Ballon den spektakulären Sprung aus der Stratosphäre von Felix Baumgartner nach. Zahlreiche lebendige „Sternschnuppen“ tanzten hinterdrein. Auch der Musikverein Konkordia, ein stattliches Saxofon auf dem Wagen, jubelte Prinzessin Lisa III zu: „Plötzlich Prinzessin!“ Den Abschluss bildete die „Narrenburg“ der Karnevalsgesellschaft, von der aus der Elferrat den Zuschauern zuwinkte.