Proklamation und Vorstellung des neuen Prinzenpaares Christina II. und Alexander I.

Der Start in die Kampagne der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch hätte fast tragisch geendet, wollte doch die „Malschebärja Milidärkabell“ in kriegerischem Outfit und mit viel blechernem Getöse einen Putsch starten. Zu später Stunde waren die sieben furchterregend anzuschauenden Burschen aus der Nachbargemeinde in den Saal des Pfarrheims gestürmt und dies kurz vor der Proklamation des neuen  Prinzenpaars. Man forderte lautstark die Absetzung der Malscher Narrenregierung und zudem für jeden aus der Truppe ein Gardemädchen.

 

Aber: Es war viel Lärm um nichts. Der Elferrat mit Sitzungspräsident Alexander Erhard zeigte sich wenig beeindruckt und verwies auf die Tatsache, dass der Rathausschlüssel erst bei der Prunksitzung im kommenden Jahr übergeben werden. „Zu viel Punsch statt Putsch“,  konstatierte Erhard trocken und anstelle der Gardemädchen könne man höchstens Gartenzwerge anbieten. Dennoch gab es viel Beifall für den schmissigen Auftritt, den 3. Präsident Simon Schönhoff arrangiert hatte, und so stand der Inthronisierung des neuen Prinzenpaars nichts mehr im Wege.

 

Für die närrischen Tage werden nun Christina II. und Alexander I. das Zepter schwingen. Sie lösen Marisa II. und Daniel I. ab, die sich von der Narrenschar verabschiedeten, nicht ohne ein Geschenk zu übergeben. Die in die Jahre gekommenen Umhänge, samtene Ausführungen in Blau und Rot, wurden durch neue ersetzt.

 

Zuvor bereits hatte der Elferrat, zum Erstaunen der vielen Besucher im närrisch geschmückten Saal, den Einmarsch ohne Kopfbedeckung vollzogen. Dies nicht ohne Grund, denn es gab neue Narrenkappen, überreicht von Irmgard Becker vom Verein zur Förderung der Fastnacht. So konnte das zuvor unbehütete Komitee die Sitzung „vollständig bekleidet“ fortsetzen. Die Macher der Proklamation hatten sich erneut einiges einfallen lassen. Ernst Ritter spielte als Hofkapellmeister zur Unterhaltung und zu mancher Schunkelrunde auf, in der Bütt gaben sich zwei Protagonisten die Ehre, die neuen Orden wurden verliehen und gegen Ende ließen es sich die Letzenbergstare nicht nehmen, das Finale stimmgewaltig zu gestalten. 

 

Da die zurückliegende Kampagne ganz im Zeichen des Jubiläums – sechs  mal elf Jahre – stand, öffnete Protokollar Klaus Adler die historische Kiste des Vereins. „Es gilt, das Urwüchsige zu pflegen und das größte Kulturgut der  Menschheit, die Fastnacht eben, zu würdigen.“ Er blickte auf die wilden Anfangsjahre zurück, erzählte von der Anschaffung der ersten Jacken für den Elferrat, erwähnte die Gründung der Letzenbergstare anno 1959 und zitierte aus alten Chroniken. So musste 1991 wegen des Golfkriegs gar die Prunksitzung ausfallen. Adler ließ nicht aus, dass er 1977 selbst mal Prinz in Malsch war. In seiner Aufzählung durfte die Narrhalla nicht fehlen, die 2011 zum Vereinsheim umfunktioniert wurde.

 

Im weiteren Verlauf des unterhaltsamen Abends wurden Alexandra Becker, Ralf Knopf und Holger Mückenhausen mit dem Titel „Ehrensenator“ ausgezeichnet und Trainerinnen verabschiedet, ehe Frederike Heger, bereits zum vierten Mal mit dabei, die Bütt erklomm. Die junge Dame erzählte von ihrem verzweifelten Versuch, endlich mal einen Freund an Land zu ziehen. So endete die geplante „Kuss-Übungsrunde“ mit einem Nachbarjungen als Schlag ins Wasser. „Ich musste sogar den Eintritt ins Kino für ihn bezahlen“, sagte sie frustriert. Einst sei ja Papa der „schönste Mann“ für sie gewesen, aber mit der Zeit habe sich dieses Ideal zum Negativen hin entwickelt. Aus dem Waschbrettbauch sei inzwischen doch eher ein Rettungsring geworden. „Und so bleibe ich doch erst mal Single“, meinte sie resigniert.

 

Nach dem erfolglosen Angriff aus Malschenberg wurden dem neuen Prinzenpaar Christina Herrmann und Alexander Six die hoheitlichen Insignien – die Krone und den Kasper – überreicht, sie hielten eine launige Antrittsrede, um dann die Bühne frei zu machen für die Vorstellung des neuen Ordens. Als Grundlage diente der Text eines alten Fastnachtsliedes mit dem auffordernden Titel „Nix wie in die Gurgel noi“, eine unmissverständliche Ansage, Flüssiges zu sich zu nehmen. Das Lied war vom Vater der Emmerich-Brüder, die heute die Letzenbergstare leiten, komponiert worden. Danach wurde fleißig gefeiert und dies bis in die frühen Morgenstunden hinein.

 

(aus der RNZ entnommen)

 

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