Närrischer Vorhang senkte sich
Klaus Adler hat sich aus der Bütt zurückgezogen. Nach 54 Jahren hat das Urgestein bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch seine närrische Karriere als Büttenredner beendet. Dies natürlich mit einem Hauch von Wehmut, dennoch betonte er im Gespräch mit der RNZ, er habe selbst bestimmen wollen, wann Schluss sei. Bei seinem Abschied zog er nochmals alle Register seines Könnens in der Bütt, trat als Marionette auf und begeisterte das närrische Völkchen in der Letzenberghalle. Gekleidet war er als Harlekin in den Vereinsfarben Blau-Rot.
Begonnen hatte alles für den gebürtigen Mannheimer, der im „Hauptberuf" Polizeibeamter war und im April 76 Jahre alt wird, anno 1970 bei seinem ersten Auftritt in Nußloch. Unzählige sollten folgen. „Bei 250 hab ich aufgehört zu zählen“, berichtete er schmunzelnd. In den Jahren seines Wirkens gab es nur zwei Unterbrechungen, einmal wegen des Golfkriegs und zweimal verhinderte die Pandemie seine Auftritte.
Adler war oft während der Kampagne auf Achse, unterhielt als „Fastnachter mit Leib und Seele" stets sein Publikum. Nach einem Hauskauf 1984 in Malsch schloss er sich der der KG BlauRot an und stand ein Jahr später am Rednerpult. Zwischenzeitlich war er bei der Karnevalsgesellschaft der Heidelberger Polizei aktiv. Da sei er oft zwischen Malsch und Heidelberg gependelt, um an den jeweiligen Sitzungen aufzutreten.
„Ich war übrigens mit 60 Jahren noch nachts auf Streife", blickte er auf sein Berufsleben zurück. 1975 war er in den Polizeidienst eingetreten.
Sein Abschied bedeutet nicht, dass er sich komplett aus der Fastnacht verabschiedet hat. „Ich betreue noch die Narrhalla des Vereins und bin beim Umzug in Malsch mit von der Partie", kündigte er an. Sein Abschiedsspiel als Marionette sei bereits während Corona entstanden. Sein Kostüm hat er sich eigens schneidern lassen, und in den Aufbau hat er nach eigenen Worten 14 Tage investiert, bis das Bühnenbild nebst der Montage der Gewichte - um ihn als Marionette mit Hilfe von dünnen Seilen zu bewegen - gestanden hat. Um die 150 Euro habe für den Aufbau ausgegeben.
Dann legte er los mit viel Witz. „Doch hier bei uns in der Hall, man braucht a nät zu vagleiche - dort wärt zur Marionette ihr all, die Arme wie die Reiche" - nur eine der Kostproben aus seinem Vortrag. Er verteilte erhobene Zeigefinger etwa an Außenministerin Baerbock ob deren Dienst-Flugreise nach Australien, streifte den Fußball, um dann zum Dauerthema Bahn zu wechseln. Am Ende meinte er noch „Moi Spiel iss aus, ich bin am End, un wenn befreit sinn Füß und Hand, war ich Marionette nur uff Zeit".
Der mit vielen Titeln bedachte Adler hat sich nicht nur in der Bütt einen Namen gemacht. Er bezeichnet sich selbst als wichtigen Ideengeber, der einiges bei der Karnevalsgesellschaft bewirkt habe.
Viele Anregungen für Veränderungen seien von ihm gekommen, so etwa, die Rückseite der Eintrittskarten für die Sitzung als Werbefläche zu nutzen. Als sehr wichtig bezeichnete er den Umstand, dass man in Malsch niemals Redner habe „einkaufen" müssen: „Alles wurde aus den eigenen Reihen organisiert." Im Verlauf der Jahrzehnte sammelte er so manche Auszeichnung in seinem eigens dafür eingerichteten Raum. Mit dabei etwa der Verdienstorden Goldner Löwe mit Brillanten, verliehen, von der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine.
Klaus Adler ist auch Ehrensenator der Blau-Roten. Insgesamt erhielt er im Verlauf seiner Karriere 15 Auszeichnungen.
Aber es ist nicht nur der Auftritt in der Bütt, der das Leben des Klaus Adler prägt. Seit vielen Jahren sammelt er Kaffeekannen aus Porzellan. Das Hobby, so berichtete er, sei nach der Scheidung entstanden. „Da waren vier Kannen übrig und die habe ich im Verlauf der Zeit komplettiert".
Inzwischen nennt er 1800 Kannen sein Eigen, hinzu kommen noch 20 Service. Dieses Hobby teilt er gerne, macht sogar hin und wieder kleine Führungen. Mit dabei war regelmäßig das jeweils amtierende Mälscher Prinzenpaar.
Jetzt hat sich der närrische Vorhang für ihn gesenkt. Wer aber Klaus Adler kennt, weiß: Die Unrast wird ihn weiter umtreiben. Zwar nicht mehr als Redner in seiner geliebten Bütt, die er oftmals mit seiner damaligen Frau als Duo teilte, sondern eher als kreativer Zeitgeist.
Über 50 Jahre begeisterte er sein Publikum. Nur während Corona, als an ihn der Vorschlag herangetragen wurde, einen digitalen Auftritt abzuliefern, musste er passen. "Des wolld ich net" kommentierte er. Wichtig sei stets der direkte Kontakt zum Publikum gewesen.
(Entnommen aus der RNZ)