Prunksitzung 2019: Fetziges Kaleidoskop aus Tanz und Narretei

Die Hütte war voll, mehr als 570 Narren hatten sich zur Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch in die Letzenberghalle aufgemacht. Sie wurden nicht enttäuscht: beste Stimmung von der ersten Minute an,fetzige Darbietungen der Garden, pointierte Auftritte in der Bütt und – wie immer – die musikalischen Schmankerl der Letzenbergstare.

 

Sitzungspräsident Alexander Erhard mit seinem bekannt trockenen Humor konnte neben Rathauschefin Sibylle Würfel auch den Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Dr. Stephan Harbarth, begrüßen, Alt-Bürgermeister Werner Knopf hatte es ebenso in die Narrenhochburg gezogen wie den Ehrenpräsidenten der KaGe Blau-Rot, Dieter Renninger, und auch die hohe Geistlichkeit war mit Pfarrer Joachim Viedt und dem Pfarrer und Dekan im Ruhestand Berthold Enz erschienen.

 

Manfred Emmerich heizte mit dem Fastnachtsschlager „Nix wie in die Gurgl noi“ den Konsum an, ehe Bürgermeisterin Würfel antrat, um den Rathausschlüssel bis Aschermittwoch in die Hände der Narren zu übergeben. Wortgewandt und mit einem gelben Schutzhelm auf dem Kopf versprach sie, die Verwaltung werde sich in der Ruhephase nicht „auf die faule Haut“ legen: „Die Firmen, die wir beauftragt haben, lassen uns hocken, daher mach ich mich selbst auf die Socken“, versprach sie. Als „Bob der Baumeister“ wolle sie selbst Hand anlegen.

 

Das Prinzenpaar Christina II. und Alexander I. präsentierte eine launige Regierungserklärung mit Vorschlägen zu einer besseren Verkehrsführung und dem Plan, den Flugplatz auszubauen. Kein Wunder, denn das Paar schwebt gerne mal deutlich über dem Boden und hebt mit einem Segelflugzeug ab. Gar eine „Fastnachtstram“ wurde von dem Duo angeregt, die einzelnen Haltestellen, eine natürlich mit Sauna, sollen dafür sorgen, dass der Verkehr in Malsch „wieder flutscht“. Musikalisch und mit den entsprechenden Texten wurden sie beim ersten Auftritt der Letzenbergstare geehrt.

 

Die Prinzengarde präsentierte den ersten tänzerischen Höhepunkt des Abends, ehe das karnevalistische Urgestein Klaus Adler in die Bütt trat. Adler konnte seine 50. Kampagnenteilnahme feiern, bereits 1979 feierte er in Nußloch seine Premiere und über Heidelberg führte ihn der Weg nach Malsch zur KaGe Blau-Rot. Von Sitzungspräsident Erhard erhielt er eine Minibütt als Geschenk für seinen unermüdlichen Einsatz. Sein Vortrag war eine mit Schwierigkeiten versehene Reise mit Familie, die nach Kenia führte. Köstlich die Passagen, als er über das „stählerne Gebiss“ der Oma und die damit verbundenen Schwierigkeiten berichtete. „Ich war dann aber wieder froh, zurück in Malsch zu sein“, ließ er das Publikum wissen.

 

Nicht ganz so weit entführte das Mädchenballett die Gäste, als „kleine Franzosen“ zauberten die Tänzerinnen eine lustige Performance auf die Bretter. Dann der große Auftritt von Dr. Matthias Melich, der sich als britisches Staatsoberhaupt Theresa May, im schmucken grauen Kostüm gewandet, mit dem Brexit auseinandersetzte. „Wir brauchen einen Deal“, brachte er die derzeitige Diskussion auf den Punkt, bescheinigte den Mälschern ganz nebenbei, man habe hier den schöneren Prinzen – und vor allem auch die hübschere Prinzessin mit einem unüberhörbaren Seitenhieb auf die Charles-Gattin Camilla. „Euro ist für uns ein Graus, wir wollen da raus“, unterstrich„sie“ ihre Forderungen. Denn: man werde auch später überleben und dies auch ohne „Brot und Wein aus Deutschland“. Noch eine Spitze, diesmal auf Trump abgefeuert, konnte sich Melich nicht verkneifen: Man benötige keine Mauer, man habe schließlich den Ärmelkanal als natürliche Grenze.

 

Das Jugendballett der KaGe überzeugte mit einem lustigen Auftritt: Zu „Singing in the Rain“ wurde mit Schirm, Charme und – statt Melone – einem bunten Band im Haar getanzt. Laut wurde es mit einer Musikkapelle, deren Mitglieder aus Bad Mingolsheim, Mühlhausen und Hockenheim angereist waren –selbst ein Teilnehmer aus Malschenberg wurde toleriert. Mit Pauken, Trompeten und anderen Instrumenten wurde Stimmung gemacht, gleich zu Beginn erklang das Badnerlied. Eine gesangliche Zeitreise durch die zurückliegenden 60 Jahre unternahmen die Letzenbergstare: Die Truppe feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Eine eigens aufgebaute „Zeitmaschine“ diente dabei als optische Unterstützung. Rock’n Roll, Stones- und Beatles-Titel gehörten später ebenso zum Repertoire wie Songs der Neuen Deutschen Welle. „Skandal um Rosi“ von der Spider Murphy Gang wurde intoniert und der „Anton aus Tirol“ durfte nicht fehlen. Ein Partykracher löste den anderen ab, sehr zur Freude des Publikums, das es sich nicht nehmen ließ, so manchen Ohrwurm stimmgewaltig mitzusingen.

 

Das Showballett überzeugte danach mit einem Rock’n Roll-Auftritt, zwischendurch sorgte die Band „X-Päck“ für reichlich Gelegenheit zum Schunkeln, ehe das Männerballett, als Abordnung aus Hawaii angereist, mit Baströckchen, wehenden Haaren und viel Spaß den Saal eroberte, durch den auch die obligatorischen Blütenblätter flogen. Ehrenpräsident Dieter Renninger ließ als Militärmusiker eine echte Kampfansage an die „Malschebäja Milidäkapell“ los: „Die überraschen uns nicht mehr, so wie im Vorjahr geschehen“, versprach er, in einer historischen Uniform nebst Helm und Tuba in der Bütt erschienen. „Ich bin die Mälscher Antwort auf diese Instrumentenquäler“, verkündete er lauthals. Seine musikalischen Fähigkeiten indes blieben hinter den geweckten Erwartungen zurück, setzte er doch sein Instrument ab, um sich verbal auf die Nachbargemeinde einzuschießen. Dies tat er mit herbem Witz – doch wurde er, just als er der Tuba dann doch einige Töne entlockte, von den „Malschebäjern“ überrannt, die mit viel Getöse die Bühne stürmten. Hinter den militärischen Kostümen allerdings verbargen sich „echte Mälscher“. Da wurde kritisiert, die Finanzpolitik in Malsch angeprangert, der verstummte Elferrat als „Orgelpfeifen“ bezeichnet und letztlich die Prognose gewagt, Malsch „geht zu-grunde“. Zwischendurch wurde Prinz Alexander in die Aufführung mit eingebunden, eine gelungene „feindliche Übernahme“ sozusagen.

 

Zum Finale erschienen alle Akteure auf der Bühne, ehe die Letzenbergstare mit „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, das Geschehen auf der Bühne beendeten. Gefeiert wurde dann weiter, im Saal und an der Bar und dies mit viel Stimmung und närrischer Begeisterung.

 

 (aus der RNZ entnommen)

 

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